Heading North

Julia Ritterskamp, Merkurstraße 29, Düsseldorf

23.03.- 25.05.2023 

Finissage: 25.05.23, 18-20h


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Installation View: Heading North, 2023
Photos: Kathrin Edwards


Heading North

Katharina Veerkampzeigt Werke aus vier Serien, die alle jeweils invasive oder intensiv wuchernde Pflanzenarten als Motiv haben: Heading North, Invasive Aliens, Foothold und Melt.
Die jüngst entstandenen Werke der für die Ausstellung titelgebenden Reihe Heading North beschäftigen sich mit durch klimatische Veränderungen in Gang gesetzte Wanderungen von Pflanzen und Tieren. Wir sehen hier drei Abdrücke invasiver Pflanzenarten (Knöterich und Schmetterlingsflieder) in Kipplack auf Papier. Geht man um die Werke herum, ändern sich Farbigkeit und Charakter von einem warmen Erdton hin zu einem fast giftigen Kadmium Grün. Was wie ein natürliches Wetter- oder Lichtphänomen wirkt, ist einer Lack-Technik aus dem Bereich des Autotunings geschuldet.
Im Rahmen der Serie Invasive Aliens werden jeweils die Silhouette einer invasiven Pflanzenart mit floralem Ornament kombiniert, das aus ihrem Herkunftsland stammt. Diejenigen Arten, welche laut „Unionsliste invasiver gebietsfremder Arten der Verordnung (EU) Nr.1143/2014“ als invasiv und gebietsfremd gelistet werden, beinhalten die Möglichkeit einer übermäßig starken Verbreitung in der neuen Umgebung – und somit auch der Verdrängung heimischer Arten. Interessanterweise existieren sie in ihrem heimischen Ökosystem völlig unauffällig neben anderen Pflanzengattungen. Pflanzen und Tiere wurden im Rahmen der Kolonial- und Handelsgeschichte aus fremden Ländern und Kontinenten eingeführt. Teils aus wissenschaftlichem Interesse – man denke an die Pflanzensammler des 18. Jahrhunderts – teils aus Versorgungsgründen, wie zum Beispiel die Kartoffel. Eingriffe in das heimische Ökosystem beinhalteten jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Nichts bleibt unveränderlich gleich und die einzelnen Protagonisten des Ökosystems reagieren aufeinander. Teilweise bis zum Kontrollverlust. Den Vexiereffekt zwischen der Klassifizierung von „schädlich“ oder „nützlich“ drückt Katharina Veerkamp durch die Wahl ihrer künstlerischen Mittel aus: Abhängig vom jeweiligen Blickwinkel zeigen sich durch die Lichtbrechung auf der mit Kipplack bearbeiteten Oberfläche ganz unterschiedliche Farben des Spektrums. Je nach Standpunkt ist auch die Silhouette der dargestellten Pflanze deutlich erkennbar oder aber man erahnt lediglich das Ornament des Hintergrundes in einem uns von diesem Blickwinkel aus beinahe monochrom erscheinenden Werk.

Katharina Veerkamp
Katharina Veerkamp
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Katharina Veerkamp
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Katharina Veerkamp

So zart sie aussieht, die Zaunwinde verbreitet sich intensiv und benutzt ihre Wirtspflanzen dazu, mit Höchstgeschwindigkeit der Sonne entgegen zu klettern. Ihr widmet Veerkamp eine ganze Reihe: Foothold. Innerhalb von zwei Stunden wächst die Winde eine volle Umdrehung weiter und erobert so ganze Landschaften. Sie geht eine Partnerschaft mit der Wirtspflanze ein; diesen Moment des Duells zweier Spezies konserviert Katharina Veerkamp durch das Pressen beider Pflanzen. Anders als in klassischen Herbarien auf Papier werden sie allerdings in einer der Form beider Pflanzen angepassten Plexiglasform zur Schau gestellt.
Bei der vierten Serie, Melt, malt sich die Pflanze durch die Reaktion ihrer Säfte im Prozess von Zersetzung und Pressung quasi selbst auf das Papier.
Vieles ist nicht so, wie es auf den ersten Blick wirkt: Monochrom erscheinende Flächen zeigen bei Veränderung des Winkels plötzlich gegenständliche Motive. Natürlich aussehendes wurde mit Hilfe von Materialen aus Technik, Bau und Autoindustrie hergestellt. Eine zarte Winde ist stärker als zunächst wesentlich robuster erscheinende Pflanzen.
Der Blick von einer anderen Warte lohnt sich immer.

Julia Ritterskamp

 

Julia Ritterskamp
Merkurstraße 29
40223 Düsseldorf-Bilk

www.ritterskamp.art
julia@ritterskamp.art

 

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